Nicht nur dieser Wein (2023 Breumel GG) ist ein Schnäppchen, sondern das gesamte Sortiment dieses Erzeugers bietet ein außergewöhnliches Preis-Leistungs-Verhältnis.
Vorab ein kurzer Blick in die Zukunft: Im Jahr 2018 hat das Weingut Müller-Catoir Teilstücke der historischen Einzellage Vogelsang, eines oberhalb Neustadts gelegenen, terrassierten Südhangs mit Muschelkalkboden, übernommen, welche schrittweise bis 2020 komplett von Müller-Catoir und dem Weingut Christmann neu angelegt und bewirtschaftet werden wird. Schon jetzt sind 70 Prozent der Rebfläche Hanglagen. Dazu gehören so bekannte Namen wie Bürgergarten, Herrenletten, Herzog und Mandelring (alle Haardt), Gimmeldinger Mandelgarten und Schlössel. Sämtliche Lagen des Betriebs sind vom VDP klassifiziert. Spitzenlage des Guts ist aber eindeutig der Breumel in den Mauern - die höchstgelegene und beste Parzelle des Haardter Bürgergartens. Sie liegt als Monopollage im Alleinbesitz von Müller-Catoir und hat ihre Ursprünglichkeit durch Jahrhunderte hindurch bewahrt. Eine hohe Sandsteinmauer umgibt die Parzelle schützend und schafft ein ganz besonderes Mikroklima. Morgens erwärmt sich die nach Südosten ausgerichtete Lage rasch, kühlt jedoch durch die Nähe zum Wald abends stärker ab als der übrige Teil des Bürgergartens. Auch ist der Boden im Breumel karger, er besteht aus Buntsandsteinschotter mit einem hohen Anteil an verwittertem Material.
Wichtigste Rebsorte auf dem Weingut Müller-Catoir ist der Riesling. Er wächst auf 60 Prozent der Rebfläche, ihm verdankt das Gut seine Geschichte und seinen Ruhm. Betriebsleiter und Kellermeister Martin Franzen sucht in seinen Rieslingen Frische und Lebendigkeit, feine Frucht und Komplexität, Balance und Eleganz. Dies erreicht er durch langsame Vergärung und schonenden Ausbau bis zur möglichst späten Füllung.
Dieses Jahr sorgt ein Nachkomme des Rieslings in der vorgestellten Kollektion für die größte Aufmerksamkeit: der Rieslaner. Die Neuzüchtung aus dem Jahr 1921 ist eine Kreuzung aus Riesling und Silvaner, die sich dank markanter Säure vor allem im edelsüßen Bereich bewährt hat. Für die Pfalz wurde sie 1968 freigegeben. Müller-Catoir gilt als einer der Vorzeigebetriebe für diese Traube, die als Trio auftritt: Auslese, Beerenauslese und Trockenbeerenauslese markieren die Spitze des Sortiments.
Das Gut Müller-Catoir ist eine lebende Legende. 1744 gegründet, wird es in neunter Generation von der Familie betrieben. Allein die Architektur ist schon einen Besuch wert. Die Probierräume, quasi im "Altbau", stammen aus dem 18. Jahrhundert bekam das Gut mit einem Erweiterungsbau sein heutiges Aussehen: imposante Gründerzeitarchitektur im neoklassizistischen Stil. Fast 100 Jahre lang führten Frauen das Unternehmen. Groß-, Urgroß und Ururgroßmutter des heutigen Inhabers waren große Weinpersönlichkeiten. 1968 übernahm Jakob Heinrich Catoir einen durch Erbteilung zersplitterten Besitz. Binnen 40 Jahren gelang es ihm, diesen wieder in Alleineigentum zusammenzuführen. In diese Zeit fällt auch der Aufstieg der Weine: Jakob Heinrich Catoir und sein legendärer Kellermeister Hans-Günther Schwarz führten den Betrieb in die Spitze der Region und verhalfen ihm zu internationaler Anerkennung. Mit dem Übergang der Verantwortung auf den aktuellen Gutsherrn Philipp David Catoir im Jahr 2002 übernahm der an der Mosel gebürtige Martin Franzen die Verantwortung für Weinberge und Keller. Im Jahr 2004 wurde das Gut in den VDP aufgenommen, seit 2015 ist es biozertifiziert.